„….damit du mehr besser schlafen kannst.“ Die Nacht schien sehr lang. Obwohl eine starke Müdigkeit mich immer wieder in ein so gewünschtes Unbewusstsein führte, weckten mich die Schmerzen an den Hüften, Beinen, der Schulter und am Nacken immer wieder. Laut hörte ich den gewöhnungsbedürftigen Beweis, dass einige der Anderen tief schliefen. Ich gewann den Eindruck, dass sich auch lange getrocknetes Holz in einer Nacht noch verhärten kann.
Es hieß, wir würden alle in diesem Haus schlafen. Die gesamte Wohnfläche (mit Küche) war eine Terrasse aus Holzbrettern, etwa 2 m über der Erde. Es gab zwei kleine Zimmer mit Wänden, sonst war es mit einer Veranda abgegrenzt. Die Zeit zum Schlafen kam näher, aber ich sah im Haus keine Matratzen. Die gab es auch nicht. Wir schliefen auf dem Boden. Vor dem Schlafen kam die Frau vom Leiter mit einem dünnen Lacken, breitete es aus und sagte: „Para que duermas más mejor“. Ich bildete mir ein, dass das Lacken einen Unterschied machte.
Die Fahrt zu diesem kleinen Wounaan Dorf in Platanares (Pazifische Küste in Panama), das nur über Wasserweg zu erreichen ist (Fluss, offenes Meer und wieder Fluss) war sehr anstrengend gewesen, denn wir gerieten in einen Sturm. Neben Wind und starkem Regen auf dem Meer, waren große Wellen, die uns alle ungewünscht auf den Rücken oder ins Gesicht schlugen. Bei den meisten war im Gesicht zu merken, dass es ihnen nicht nur ungemütlich war, sondern sie mit der Angst kämpfen mussten. Aber die Ruhe, die beide Kapitäne ausstrahlten, beruhigte die Passagiere immer wieder.
Trotz all der Strapazen auf dem Weg und der langen „harten“ Nacht, war es ein Besuch, den ich sofort wieder machen würde. Ich konnte etwas davon erleben, wie das Evangelium nicht nur einen Menschen, sondern ein ganzes Volk verändert, ohne viele Eigenarten ihrer Kultur ganz zu nehmen. Fast alle aus dem Dorf waren Christen geworden. In den Gottesdiensten, die wir mit ihnen hatten, wurde gepredigt, gesungen und Zeugnisse mitgeteilt, die von einem lebendigen und aktuellen Glauben sprachen. Neben ihrer Freundlichkeit, ihrem schlichten Leben und ihrer Sorge um ihre Jugend, beeindruckte mich, wie wichtig es ihnen war, ehrlich zu sein, bei den Zeugnissen, aber auch bei den Rechnungen, die wegen Brennstoff gemacht wurden. Sie waren sehr genau, denn sie wollten auf keinen Fall mehr behalten als ihnen zustand.
Auch ihr Missionssinn beeindruckte mich. Sie hatten ein neues Feld gerodet und für eine Maispflanzung bereitgestellt. Die erste Ernte wurde bewusst für den Herrn abgesondert. Es war die erste Zahlung für ein eigenes Missionsprojekt. Einer aus ihrem Dorf sollte als Missionar zur Grenze zwischen Panama und Kolumbien gehen und dort in den Dörfern ihrer Volksbrüder das Evangelium predigen. Obwohl sie mit viel begrenzteren Mitteln leben als die meisten, die da zu Besuch waren, baten sie nicht um Geld, sondern teilten begeistert mit, wie sie diese Mission mit ihren Menschen und ihren Mitteln ausführen wollen.
Die Missionsarbeit unter den Wounaan und Emberá Indianern wurde vor etwa 50 Jahren von MB Missionaren begonnen. Dieses führte dahin, dass viele das Evangelium annahmen, Gemeinden gegründet wurden und eine MB Konferenz mit mehreren Gemeinden entstehen konnte. Heute sind sie auch ein Mitglied in unserer MB Familie innerhalb von ICOMB.
ICOMB Sitzungen mit geistlicher Vitalität
Unsere Jahressitzung von ICOMB, die wir vor der Reise nach Platanares hatten, war in Panama City vom 2. – 4. Juni, in einem Hotel mit Betten, die eine Matratze hatten, und das auch anderen Komfort bot. Neben den Berichten, Geschäftsthemen und organisatorischen Verpflichtungen, wurden als Schulung drei Themen gebracht: geistliche Vitalität, theologische Vitalität und organisationale Vitalität. Es waren drei Ausführungen, die jede Konferenz in ihrem Wachstum ermutigen sollte. Der Vortrag über geistliche Vitalität wurde von Emerson Cardozo, Konferenzleiter von Brasilien, gebracht. Neben den direkten Herausforderungen, erzählte er auch Erfahrungen, die sie in ihrer Konferenz machen. Es war beeindruckend zu hören, dass mehrere Gemeinden, die vor Jahren bewusst aus der Konferenz ausgestiegen waren, sich wieder angeschlossen haben. Er erzählte auch, dass sie große Schritte in der Mission gemacht haben, sei es nach Angola oder auch im eigenen Land.
Er betonte, dass geistliche Vitalität mit Buße zu tun hat, mit Erkennen und Bekennen von Sünden. Dazu muss man natürlich bereit sein, mit sich selbst und mit anderen ehrlich zu sein. Man muss es ertragen, als Sünder vor Gott und Menschen zu stehen. Für ihn war es auch wichtig, dass, wenn Gott Veränderungen macht, es einen Preis haben wird. Es wird Leute geben, die sich dagegen entscheiden. Es hat aber auch mit Unterordnung zu tun. Für sie als Konferenzleitung war die Frage, unter welcher Autorität steht die Konferenz? Für sie war es ICOMB. Als David Wiebe sie mal besuchte, fragten sie ihn, ob er konkrete Vorschläge oder Anstöße für sie hätte. David sprach davon, ob Gott nicht im Norden Brasiliens einen Auftrag für sie hätte. So aber auch im Süden. Oder ob sie nicht bewusst die kleine Konferenz in Uruguay unterstützen könnten. Ederson sagte, dass sie sich sehr bewusst mit beiden Vorschlägen auseinander gesetzt hätten. Und jetzt sei eine größere Mission im Norden im Gange, als sie je gedacht hätten. Und die Zusammenarbeit mit Uruguay sei dabei sich zu entwickeln. Er schloss mit dem Gedanken, dass, wenn wir Erneuerung suchen, dann beginnt es immer damit, dass ich mich persönlich vor Gott stelle und bitte: „Erneuere mich!“ Und von da aus kann sich Erneuerung ausbreiten und der ganzen Konferenz eine geistliche Vitalität geben.
Die ICOMB Konferenz war viel mehr als nur Sitzungen, es war eine Begegnung mit den anderen Leitern und eine Herausforderung, Gott zu begegnen.
Rudi Plett
Vertreter der Vereinigung