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Was geht uns die Reformation von vor 500 Jahren an? Teil 1

In diesem Jahr 2017 erinnern wir uns an die grosse Erweckungsbewegung sowie an die kirchlichen und sozialen Umwälzungen, die vor 500 Jahren mit Martin Luther und seinem Thesenanschlag begannen.

Wir sind keine Lutheraner, und Martin Luther hat unsere Glaubensväter nicht gerade lieb behandelt. Wie sollten wir uns an diese Zeit erinnern?

  1. Wir sollten dankbar sein für wichtige reformatorische Erkenntnisse
  2. Am Anfang steht Gottes Gnade: Die Gesellschaft und oft auch die Religion sagen uns: Entscheidend ist, was du tust, entscheidend ist, wer du bist! Martin Luther entdeckte neu für uns alle: Entscheidend ist, was Gott in Christus getan hat! Entscheidend ist, wer Gott ist und was Gott will. Entscheidend ist, dass wir lernen, bedingungslos auf Gott, seine Gnade und seine guten Absichten mit uns zu vertrauen.
  3. Durch Luther bekam jederman Zugang zur Bibel: Die Heilige Schrift mit den originalen Lehren Jesu und der Apostel selbst besitzen, lesen und verstehen zu können, das war vor Luther eher selten. Durch seine geniale Bibelübersetzung und durch seine Lehre vom ‘Priestertum aller Gläubigen‘ kamen auch die Täufer und kommen auch wir bis heute in den Genuss, die ‘Schrift selbst in die Hand zu nehmen‘. In der Fülle neuer Ideologien, Lehren und technischen Veränderungen ist das ‘Prüfet alles, und das Gute behaltet’ nur möglich, wenn man selbst bibelfest ist.
  4. Luthers Bruch mit der Kirchentradition war nötig und unvermeidbar: Nein, nicht immer ist es berechtigt oder empfehlenswert, mit der Tradition zu brechen oder aus seiner Kirche auszutreten. Wir Brüdergemeindler glaubten es ja in einem schwierigen Moment 1860 tun zu müssen, und Gott hat diesen Schritt gesegnet. Wenn geistliche und gesellschaftliche Autoritäten sich öffentlich und bewusst gegen biblische Lehren und geistliche Erneuerungen stellen, dann ist Mut und Risikobereitschaft, sowie Gehorsam, Demut und Gottvertrauen gefragt. Das hat Luther, das haben auch die Täufer in ihrer Zeit getan.
  5. Beruf ist Berufung, Arbeit ist Gottesdienst: Kaum bekannt ist die Tatsache, dass durch die Reformation das Berufsverständnis und die Arbeitstheologie grundlegend verändert wurden. Bis dahin galt eher: Arbeit ist ein Fluch Gottes! Deshalb wurden Leibeigene und die sozial niedrigen Klassen zur Arbeit verurteilt, sowie auch die Sklaven aus Afrika und Indianer in Südamerika. Und Gott dient man am Besten im Kloster oder im Priesterberuf, so meinte man. Luther hingegen lehrte, dass alle gute Arbeit Nächstenliebe und Gottesdienst sein kann.
  6. Kirchen sind verantwortlich, das Schulwesen zu fördern: Lesen, Schreiben und Rechnen war vor der Reformation nicht jedermans Ding. Es war einigen wenigen Männern vorbehalten. Mit Luther beginnt der Gedanke der allgemeinen Schulpflicht. Das war ein ungeheuerlicher Akt der Befreiung und Ermächtigung. Dieser Gedanke ist auch in die mennonitische Tradition eingeflossen. Und die Brüdergemeinde war immer progressiv und weltoffen, wenn es um Bildung und technische Erneuerung ging, sowohl zuhause, als auch auf dem Missionsfeld.

Alfred Neufeld

Dieser Artikel wurde entnommen aus der Juli-August Ausgabe der Zeitschrift Gemeinde unter dem Kreuz des Südens (GuKS) welche herausgegeben wird von der Vereinigung der Mennoniten Brüder Gemeinden Paraguays. HIER die ganze Ausgabe lesen.