Wie heißt du und kannst du etwas von dir erzählen?
Ich heiße Laura Aquino de Bordon und bin seit 11 Jahren mit Juan Bordon verheiratet. Wir haben einen dreijährigen Sohn, in dessen Leben Gott Großes getan hat. Bei ihm wurde nämlich ein Tumor in der oberen Lippe festgestellt. Dieser Tumor wurde im Hospital Garrahan in Argentinien erfolgreich entfernt. Das war eine Zeit, wo wir die Gesundheit und das Leben neu schätzen gelernt haben. Ich diene in einer Gemeinde als Leiterin in der Jungschararbeit.
Was war deine Motivation, Sozialarbeit an der FAHCE zu studieren?
Von klein auf hat mich meine Mutter gelehrt, den Bedürftigen zu helfen und Kranke zu besuchen. Wir haben uns Zeit genommen, am Samstag alte Menschen, die alleine wohnten, in unserer Umgebung zu besuchen, ihre Häuser zu putzen, für sie zu kochen und sie zu baden. Das haben wir mit einer großen Liebe gemacht. Auch brachten wir bedürftigen Menschen Lebensmittel, obwohl wir selber nicht viel hatten. Mit 12 Jahren habe ich begonnen in der Gemeinde mitzuhelfen, indem ich erst mit Kindern und dann mit Jungscharlern arbeitete. 5 Jahre habe ich in einer Siedlung in Ipane mit Kindern gearbeitet, den Müttern dieser Kinder das Lesen und Schreiben beigebracht und mit den Kindern gelernt, obwohl ich dazu noch keine Ausbildung hatte, aber den starken Wunsch, den Menschen zu dienen. In dieser Zeit hörte ich durch die Sendungen von OBEDIRA von der FAHCE und sah die Möglichkeit, meine Träume zu erfüllen, meine Arbeit zu verbessern und Lehrerin zu werden, was ich mir von klein auf gewünscht hatte. Als ich mich eingeschrieben hatte, wurde die Lehrerausbildung auf nationaler Ebene suspendiert. Um das mühsam gesparte Geld von 6 Monaten Arbeit, das ich schon eingezahlt hatte, nicht zu verlieren, habe ich mich umgeschaut, was es noch an der FAHCE zu studieren gab. Dabei wurde ich mit der Fachrichtung Sozialarbeit bekannt. Nachdem ich sie näher kennengelernt hatte, wusste ich, dass es genau das war, was ich gesucht hatte. Es passte genau zu mir: organisieren, leiten, planen, keine Routine, Veränderung, Arbeit in den verschiedenen Bereichen des Lebens sowie Erziehung, Kindheit und Gesellschaft. Ich stellte fest, dass es der Beruf war, der genau für meine Persönlichkeit und Lebenserfahrung zugeschnitten war. Ich nahm mir vor, das Studium zu machen und auch zu beenden. Ich muss zugeben, dass es ohne das Stipendium vom Campus Gutenberg nicht möglich gewesen wäre, dieses Ziel zu erreichen.
Welches sind Werte, die du als Student im Unterricht beobachtet hast und an welche besonderen Erfahrungen aus deiner Studienzeit kannst du dich erinnern?
Die Erinnerungen, die sich in meinem Gedächtnis festgesetzt haben, sind einmal die Diensthaltung, die Zusammenarbeit und die Exzellenz. Angefangen von dem Leitsatz der UEP „Studieren um zu dienen“, und den Dozenten mit langjähriger Erfahrung, Arbeitspersonal und Leiter, wie Dr. Alfred Neufeld, Roland Funk und Lic. Rodrigo Acevedo haben mein Leben geprägt. Sie lebten diese Werte aus und das ermutigte mich, sie auch in meinem Leben zu praktizieren und zu verstärken, da ich sie ja schon von zu Hause mitbekommen hatte. Sie sollten Teil meiner Persönlichkeit werden und damit wollte ich meine Mitmenschen anstecken. Ich habe sehr viele gute Erinnerungen, aber besonders möchte ich die Unterrichtsstunden in den Fächern Neues und Altes Testament mit dem Lehrer Carlos Barreto hervorheben, wo ich Gott besser kennen lernen durfte und diese Kenntnis mit meinem Beruf in Verbindung bringen konnte. Auch die Stunden im Fach Psychologie mit Yamili Filártiga halfen mir, mich selber und meine Mitmenschen besser zu verstehen, sowie die Bedeutung des Mitgefühls für meine Mitmenschen. Dann möchte ich auch die hohen Anforderungen der Dozenten betonen, sowie die Gruppenarbeiten, wo ich lernte flexibler und toleranter zu werden. Von meinem Vater hatte ich gelernt, hohe Ansprüche an mich zu stellen und das erwartete ich auch von meinen Mitmenschen. Aber auch die Momente, in denen wir gegenseitig unsere Nöte und Sorgen mitteilten, haben meinen Charakter geformt, mich gelehrt meine Mitmenschen zu lieben und die Nöte meiner Klassenkameraden wahrzunehmen und ihnen mit meinen Gaben zu dienen. Das alles waren wertvolle Lern- und Lebenserfahrungen.
Was machst du heute beruflich?
Ich muss zugeben, dass Gott meine Träume nicht vergessen hat. Ich wollte Lehrerin sein, aber Gott hat mich noch eine Stufe weitergeführt, als ich erwartet hatte. Heute bin ich seit drei Jahren Dozentin an meiner geliebten Fakultät, dem UEP Campus Gutenberg, seit 2018 Koordinatorin im Fachbereich Sozialarbeit und Tutorin für Abschlussarbeiten. Außerdem bin ich Sozialarbeiterin im Colegio Alberto Schweizer. Ich habe in verschiedenen Erziehungsinstitutionen gearbeitet. Der Herr hat mir die Möglichkeit gegeben, in drei Bereichen der Sozialarbeit grundlegend und aufbauend mitzuwirken und zwar im Komitee für Stipendien an der UEP und dem Colegio Alberto Schweizer, sowie der Therapeutischen Gemeinschaft “El Camino“. Mehr als nur eine professionelle Arbeit ist es ein Dienst, eine Gelegenheit von der Liebe Jesu zu reden und durch meinen Beruf, den ich liebe, meinen Nächsten zu dienen und dadurch einen Beitrag zur Veränderung anderer zu leisten.
Laura Aquino de Bordon
Dieser Artikel wurde entnommen aus der November-Dezember Ausgabe der Zeitschrift Gemeinde unter dem Kreuz des Südens (GuKS) welche herausgegeben wird von der Vereinigung der Mennoniten Brüder Gemeinden Paraguays. HIER können sie die ganze Ausgabe lesen.