Zunächst eine kurze Beschreibung des historischen Kontextes. Anfangs 1989 wird die Diktatur beendet und Paraguay steigt ins schaukelnde Boot der Demokratie ein. Es gibt eine neue Verfassung, und Gesetz 514 (unsere Privilegien) steht auf wackeligen Füssen. Das Gemeindekomitee stellt sich dieser Herausforderung in zweifacher Sicht. Einmal wird klargemacht, dass ab jetzt die Gemeinden selbst mit der Regierung sprechen sollten und nicht nur durch Koloniesvertreter bzw. ACOMEPA, was dann in einem Besuch bei Präsident Rodríguez mündet mit einem Begleitschreiben von den Gemeinden. Zweitens, entscheidet das Gemeindekomitee, die Coordinadora de Iglesias Cristianas del Paraguay ins Leben zu rufen, wozu alle christlichen Kirchen eingeladen werden, mitzuarbeiten, einschließlich die katholische und lutherische, um die Erarbeitung der Landesverfassung entsprechend zu beeinflussen. Durch die neue Verfassung steht die Tür der Beteiligung an der Politik von Seiten der Mennoniten nicht nur weit offen, sondern im zentralen Chaco scheint es beinah eine Notwendigkeit zu sein. In der kommenden Wahlkampagne sind unsere Brüder dann auch schon hoch zu Ross.
Bevor die berühmte Reforma Tributaria unter Nicanor eingeführt wird, gibt es unter Rodgriquez schon die Möglichkeit des sogenannten „blanqueo“, wobei alle Unternehmen einen Neuanfang machen und ihre „Steuer-sünden“ der Vergangenheit damit begraben dürfen. Unsere Geschäftsleute sind mit dabei, und in Concordia wird ein Informationsabend diesbezüglich veranstaltet. Damit beginnt sich eine neue Dynamik unter unseren Geschäftsleuten zu entwickeln, die sich zum großen Segen auswirkt. Es gibt eine bewusste Annäherung zwischen Predigern und Geschäftsleuten, um gemeinsam nach dem Willen Gottes für eine neue Zeit zu suchen. Die Entstehung von MEDA Paraguay und Capellanía Empresarial geben dieser Entwicklung eine besondere Vitaminspritze.
Im Rückblick stellt man erstaunt fest, wie schnell sich vieles doch entwickelte. Und es ist beachtlich, wie wir als Mennoniten es verstanden, ohne viel Übung, ernstgenommene Partner in der Gestaltung des öffentlichen, wirtschaftlichen und religiösen Lebens in Paraguay zu werden. Wir nahmen im Segen des Gemeindekomitees an ökumenischen Veranstaltungen in der katholischen Kirche teil oder waren führend dabei, machten Lobby beim Kongress, wir wurden von den Zeitungen über unsere Glaubensüberzeugungen befragt, unsere Produktion wurde immer beliebter, die Gründung der Universidad Evangélica del Paraguay (UEP) wurde vom Senat mit 100%iger Stimmenzahl gesetzlich genehmigt, und sehr rasch entwickelten sich positive Beziehungen zwischen Mitgliedern der Mennonitenwelt und zu einzelnen Machthabern aus Politik und Wirtschaft, die sich, außer einigen Ausnahmen, durchaus positiv ausgewirkt haben.
Unsere MB Konferenz von Paraguay bleibt nicht unberührt. Just in der Zeit des politischen Umsturzes wird das Colegio Johannes Gutenberg gegründet, das große öffentliche Aufmerksamkeit erhält. Rodríguez samt seinem Gefolge und dem deutschen Botschafter so wie auch mennonitische Vertreter sind bei der Einweihung dabei. Die größeren evangelischen Schulen sind durch eine Gruppe Schüler vertreten. Die Schüler des Colegio Alberto Schweitzers (CAS), schlau und gewieft wie sie waren, nützen diese Gelegenheit aus, sich beim Rundgang von dem Präsidenten persönlich die Erlaubnis einzuholen, ihn zur Graduationsfeier im November einzuladen. Und siehe da, Rodríguez nimmt an der Graduationsfeier des CAS teil.
Und nicht zu vergessen, die Neuentstehung zweier MB Gemeinden in Filadelfia, bzw. die konstruktive Teilung der MBG in Filadelfia bewirkt eine ganz neue, fruchtbringende Dynamik, die auch der Vereinigung sehr gut tut.
Zu all diesem muss ich hinzufügen, dass während der Amtszeit von Gerhard Ratzlaff als Vereinigungsleiter einige sehr wichtige Erneuerungen eingeführt werden, die für die Arbeit der Vereinigung im Blick auf die Zukunft grundlegend sind. Die wichtigsten seien hier kurz aufgeführt:
Ab 1990 wird das Konferenzkomitee erweitert, indem alle sieben Gemeindeleiter dazu gehören. Gleichzeitig wird auch ein Wirtschaftskomitee, bestehend aus 5 Personen, angedacht. Auch wird Rudolf Plett halbzeitig als Missionssekretär angeworben, was möglich ist, da sein Gehalt nicht aus der Vereinigungskasse kommt. Ein neues Statut wird erarbeitet. Dieses sieht eine Namensänderung von „Konferenz“ auf „Vereinigung“ so wie auch einige Komitees vor, genannt Räte, die besondere Aufgaben wahrzunehmen haben: Wirtschaftsrat, Ältestenrat, Schulrat, Missionsrat, Frauenrat. Diese institutionellen Erneuerungen sind grundlegend für das was in den kommenden Jahren getan werden konnte.
Auf der Delegiertenkonferenz im Februar 1997 wurde mir die Leitung der Vereinigung anvertraut.
Mein Einstieg koinzidierte mit dem vollzeitigen Einstieg von Albert Friesen und brachte inhärente Veränderungen mit sich. Bis dahin befand sich ja das Archiv im Vereinigungsbüro; und im 2. Stock waltete die Convención. Die Verwaltung der Vereinigung befand sich im CAS. Nun stiegen Albert Friesen, eine Sekretärin und ich vollzeitig ein. Dank dem, dass Albert Friesen sich bei der Bank pensionieren lassen konnte, hat er der Vereinigung ohne Gehalt vollzeitig gedient. Durch die Verlegung des Archivs konnte das Erdgeschoss unseres Konferenzgebäudes zu einer geräumigen und angenehmen Infrastruktur arrangiert werden, mit Büros für den Leiter, den Administrator und einer Sekretärin. Außerdem wurde der große Raum zu einem sehr viel benutzten Sitzungsraum, der mit dem langen grünen Tisch ausgestattet war.
Durch Gottes Vorhersehung waren Albert und ich zu einem guten Team herangewachsen. Wir hatten eine Umstrukturierung der MBG Concordia hinter uns, wobei erstmals der Posten eines Gemeindeadministrators geschaffen wurde. Albert hatte schon viele Jahre als Gemeindekassierer gedient, und es ergab sich wie von selbst, dass er zum Gemeindeadministrator gewählt wurde. Und bevor er sich anbot, die Administration der Vereinigung zu führen, arbeitete er schon im Vorstand des CAS und auch im Rahmen der Asociación Caritativa mit und kannte die Bedürfnisse unserer Vereinigung. Was ich in der Gemeinde erlebte, erlebte ich auch im Rahmen der Vereinigung: Wenn die Verwaltung der Finanzen nicht in den Händen der Prediger, sondern der Administratoren liegt, funktioniert es besser: die Prediger tun das, wozu sie berufen sind (Apg. 6), die Finanzen werden effizienter verwaltet, und die Kassen sind besser ab. Dieses zu akzeptieren fiel einigen Gemeindeleitern etwas schwer.
Es ist also nicht zu verwundern, dass in dieser Zeit einige Dinge eingeführt wurden, die höchste Zeit waren: eine offiziell angeworbene Rechtsberatung, Einrichtung des Feuerlöschsystems, externe Auditorien, Regelung der Sozialabgaben einschließlich der Altersrente, möglichst alle gesetzliche Vorschriften wurden eingehalten. Der im Statut vorgesehene Wirtschaftsrat wurde zur aktiven Mitarbeit engagiert, der erweiterte Wirtschaftsrat entstand, die Kassierer und Verwalter der Lokalgemeinden wurden eingeladen, unsere Werke aus erster Hand kennen zu lernen, Vereinigung und Asociación Caritativa wurden zu einer Körperschaft verschmolzen (Nov. 1995). Auch wurde der legale Status von Rancho Alegre neu definiert und mit einem offiziellen Namen versehen: Campamento Menonita „Rancho Alegre“. Es versteht sich von selbst, dass unsere Vereinigung ohne diese formellen Voraussetzungen nicht so erfolgreich hätte wachsen können, sei es im Bereich der eigenen Gemeindeverwaltungen, der Medien, der Schulen oder der Gemeindegründungen.
(Albert Friesen war nicht nur Administrator, er war auch ein treuer und frommer Gemeindemensch und verstand es, mit fast allen Gemeindeleitern und Schulleitern gut auszukommen. In die Gemeinschaft der Pastoren passte er beinah so gut hinein wie in die Welt der Unternehmer – von beiden Gruppen wurde er geschätzt und respektiert.)
Obwohl Albert und ich nicht immer derselben Meinung waren, fanden wir aber immer einen guten Weg der Zusammenarbeit, indem wir uns einander großes Vertrauen schenkten. Administration war ein geistlicher Teil unserer Vereinigungsarbeit. Obwohl die wirtschaftliche Komponente unserer Arbeit in sehr guten Händen war, hielt ich es als Leiter für meine Pflicht, genau informiert zu sein und zu verstehen, was vor sich ging. Auch sah ich es als meine Aufgabe an, auf den ethisch-geistlichen Aspekt der Verwaltung zu achten. Und ich darf freudig hinzufügen: Meine Zusammenarbeit mit Albert und mein Umgang mit den Brüdern aus dem Unternehmensbereich hat mein Leben sehr befruchtet.
Mir war auch immer wichtig, für unsere Vereinigungsarbeit eine theologische Grundlage zu haben. So habe ich gleich im ersten Jahr einen Lehrvortrag diesbezüglich ausgearbeitet, um biblisch, historisch und auch gegenwartsbezogen der ganzen Arbeit eine gut fundierte Basis zu geben. Ausgangspunkt war folgende biblische Denkvoraussetzung: gerettet zu sein bedeutet, zum Volk Gottes zu gehören. Und so wie ein Gläubiger in einer Lokalgemeinde voll integriert ist, sollte auch eine Lokalgemeinde zu einer größeren Familie gehören. Die Bundesgemeinschaft, die an Pfingsten gegründet wurde, braucht institutionelle Formen, um funktionell zum Ausdruck zu kommen. Vision, Konzept, Statut und Reglement unserer Vereinigung müssen dem biblischen Verständnis von geistlicher Koinonia* entsprechen. Ein bedeutendes Stichwort ist hier „Bruderschaft“. (Der Name Brüder ist die häufigste Bezeichnung des Neuen Testaments für die Christen. Er wird in diesem Sinne an die 250mal in der Apg. und den Briefen verwendet, davon 130mal allein von Paulus). In der MBG Geschichte sprach man von „Bundesgemeinschaft“ – eine robuste Beziehung, die viel Pflege braucht, könnte man sagen. Eine Frage, die in diesem Rahmen immer wieder zu Tage trat, war die Beziehung zwischen Lokalgemeinde und Vereinigung. Und hier das Gleichgewicht zu finden oder beizubehalten ist schon eine Herausforderung.
Andererseits denken wir an hermeneutische** Gemeinschaft, Glaubensbekenntnis als theologischer Rahmen unseres Bibelverständnisses, Ethik, Berufung und Vorbereitung von Gemeindearbeitern. Und damit tritt auch schon der Ältestenrat auf die Tribüne, der anfänglich einige Schwierigkeiten hatte, funktionell zu arbeiten. Trotzdem hat er bei der Begleitung einiger Gemeinden, die durch Krisen gingen, eine zentrale Rolle gespielt. Auch hat der Ältestenrat sehr wertvolle Orientierungshilfen in der Suche nach Antworten in schwierigen Fragen erarbeitet. Drei Dokumente konnten von der Delegiertenkonferenz angenommen werden: Ordination, Politik, Ehescheidung und Wiederheirat. Bei dieser letzten Frage war es erforderlich, zwei Dokumente zu erstellen, eines mit biblisch-theologischem Schwergewicht, das zweite mit pastoralem Ansatz. Die Frage der Politik überraschte uns unvorbereitet Mitte der 90iger Jahre und brachte mehr Spannung mit sich, als gewünscht.
Im Rahmen der Gemeindebegleitung waren besonders die Gemeindefeste, Jubiläumsfeierlichkeiten, Ordinationen, Gemeindeleitereinsetzungen – ganz besondere Höhepunkte im Leben der Gemeinden. Das waren immer sehr schöne Erfahrungen. Es gab mehrere Gemeindeleiterwechsel. Anno 2003 z.B. gaben mehrere langjährige Gemeindeleiter ihre Verantwortung an jüngere Brüder ab.
Die Beteiligung des Ältestenrates bei der Vorbereitung der Ordinationskandidaten begann erst später eine wichtigere Rolle zu spielen.
Auch die Mission lag uns am Herzen. Wie in den Lokalgemeinden, so sahen wir auch auf Vereinigungsebene die Verantwortung, darüber zu reflektieren, wie wir den Missionsbefehl besser ausführen könnten. Anno 1997 wurde an einer Missionsstrategie gearbeitet, die dann auf der Delegiertenkonferenz im Januar 1998 vorgelegt und diskutiert wurde. Es ging um drei Schwerpunkte: Zusammenarbeit mit der Convención, Gründung neuer Gemeinden in größeren Menschenzentren und Weltmission. Gemäß dieser Missionsstrategie wurde die Gemeindegründungsarbeit in Alto Paraná dann auch gezielt weitergeführt. Nach Santa Rita folgte Ciudad del Este und später Foz do Iguazú. Man hatte eine ziemlich klare Vorstellung von einem Unternehmen, wodurch mehrere Gemeinden entstehen würden und diese eine Art Regionalkonferenz bilden könnten. Dabei war auch klar, dass die brasilianische Volksgruppe in Paraguay eine wichtige Rolle spielte. Leider haben uns einige Rückschläge und der Mangel an passenden Missionaren etwas entmutigt.
Dennoch konnten wir zwei Rüstzeiten (2003 und 2004) für Gemeindearbeiter und Missionare der spanisch, deutsch und portugiesisch sprechenden Brüdergemeinden von Paraguay auf Rancho Alegre durchführen.
Neben unserer eigenen Gemeindegründungsarbeit war die Beziehung zur Convención ein wichtiges Anliegen. Wir waren überzeugt, dass wir unseren Missionsauftrag in Paraguay am besten erfüllen könnten, wenn wir uns dafür einsetzten, die Beziehung zwischen beiden Konferenzen zu pflegen und die Convención so sehr wie möglich zu stärken. So setzten wir uns auch dafür ein, dass in unseren Werken bei der Anstellung von Mitarbeitern, Brüdern und Schwestern aus der Convención neben Professionalität eine gewisse Priorität haben sollten.
Von besonderer Bedeutung waren auch die zwei Gesprächsrunden, die zwischen dem Vorstand der deutschsprechenden MBG Vereinigung und dem Vorstand der Convención durchgeführt wurden. Diese Gesprächsrunden dienten dazu, eine Basis zu legen, um auch in Zukunft den Dialog und die Kameradschaft zu pflegen.
Eine bedeutende Rolle in der Vereinigungsarbeit hat das Schulwesen gespielt. Nach dem Aufbau des Colegio J. Gutenberg und der Gründung der UEP, war die Vision von einer Lehrerausbildung eine logische Folge. Und so vereinbarte die Delegiertenkonferenz im Januar 1998 einstimmig, diesen Schritt zu wagen. Nach vielem Erwägen, Suchen und Entscheidungsfindungsprozessen konnte ein Jahr später die FAHCE eröffnet werden. Anno 2000 wurde noch ein Licenciaturaprogramm für Absolventen eines Lehrerseminars zum Studienangebot hinzugefügt. Im Mai 2003 konnte dann die erste Etappe eines eigenen Gebäudes eingeweiht werden. 2004 wurde die Licenciatura in Trabajo Social hinzugefügt und 2005, durch ein Abkommen mit Fundación Génesis (heute Universidad de Desarrollo Sustentable) die Fachrichtungen von Ciencias Empresariales.
Durch die Gründung der UEP waren wir entschieden in die höhere Bildung eingestiegen. Die bewusste Mitbeteiligung von Seiten der Vereinigung und von Unternehmern seit Beginn der FAHCE hat sich sehr positiv ausgewirkt.
Im Rahmen unseres Schulwesens haben wir gelegentlich nicht gewusst, ob wir das Instituto Bíblico Asunción (IBA) hier unterbringen sollten, oder ob es eine eigenständige Realität darstellt. Nun, formell gehört es zum Universitätsbereich dazu, vom Wesen her ist das IBA aber wohl eher als ein separates Werk anzusehen, das vom Auftrag und von seiner Natur her ganz eng an die Gemeinden gebunden ist. Der Schritt zum offiziellen Anschluss an die UEP war nicht ganz einfach, erforderte es doch die Vereinheitlichung des Bildungsangebotes von IBA, CEMTA und Seminario Bautista unter einer gemeinsamen Facultad de Teología und die Einführung von Kriterien der formellen tertiären Ausbildung, was andererseits aber zu einem interessanten Wachstum der Studentenzahl führte. Wenn Alfred Neufeld, der 18 Jahre mit einer Unterbrechung von drei Jahren, das IBA leitete, die Verbesserung akademischen Niveaus zuzuschreiben ist, ist Hartwig Eitzen das exponentielle nummerische Wachstum zuzuschreiben. Auf der Delegiertenkonferenz 2003 habe ich als Leiter der Vereinigung und auch der FAHCE eine Aussage gemacht, zu der ich mich auch heute noch überzeugt bekenne: “Unser IBA nimmt nach wie vor eine Vorrangstellung in unserem Bildungsbereich ein. Geht es doch um die Vorbereitung unserer zukünftigen Gemeinde- und Missionsarbeiter” (Jahresbericht, Januar 2003).
Der Einstieg in die Medienarbeit war für die Vereinigung eine sehr interessante Herausforderung. Da anfänglich genug Finanzen zur Verfügung standen (größtenteils Spenden von Peter Löwen), schien OBEDIRA die paraguayische Welt zu erobern. Mehr als ein Radiosender, wurde OBEDIRA zu einem erfolgreichen Medien-Holding, zu dem Massenevents, eine Zeitschrift, Kassettenvertrieb, Buchladen und seelsorgerliche Begleitung dazu gehörten. Als Arnoldo Wiens die Direktion übernahm, erhielt er beinah unbegrenzte Möglichkeiten, sowohl die Medienarbeit auszubauen, als auch seine geistliche Motivation und sein persönliches Potential zu vollem Einsatz zu bringen. Und man kann sich vorstellen: Christliche Fernseharbeit wurde sehr schnell zu einer Frage, über die Vereinigung und Convención eine Entscheidung treffen mussten. Und so wurde im Oktober 2003 vereinbart, ab Januar 2004 Canal 2 zu mieten und die gesamte Programmgestaltung zu übernehmen. Sehr bald wurde „Siglo a Siglo“ das Programm, das Canal 2 repräsentierte. Neben dem Erfolg und der Inanspruchnahme der Aufmerksamkeit von Red Guaraní, el Canal de la Familia, stellten aber die Radioarbeit mit ihren zusätzlichen Programmen zunehmende Herausforderungen dar – besonders auch finanziell.
Ich sollte hier hinzufügen, dass die Vereinigung nebst Convención angesichts der Größe und des Erfolges von Werken wie Colegio Politécnico Johannes Gutenberg (CPJG) und OBEDIRA eigentlich verschwindend klein und unbedeutend waren – so sehr sogar, dass es den Leitern dieser Werke manchmal schwerfiel, anzunehmen, dass sie im Auftrag der Vereinigung (und Convención) arbeiteten.
Auf internationaler Ebene war unsere Vereinigung eigentlich seit Beginn ein interessanter Partner. Das hat besonders damit zu tun, dass die Mennoniten von Nordamerika die Mennoniten in Paraguay seit der Einwanderung sehr unterstützt haben, wobei die MBG von Nordamerika seit der Krise in den 40ger Jahren eine besondere Aufgabe wahrnahm. Auch die von Russland mitgebrachte Strategie, Studenten nach Nordamerika und Europa zu schicken, hat sich als recht begünstigend erwiesen.
So durften wir zum Aufbau und zur Förderung von International Community of Mennonite Brethen (ICOMB) wesentlich beitragen. Zwei der drei bisherigen Exekutivesekretäre von ICOMB gehören der MB Vereinigung an.
Auch die Mennonitische Weltkonferenz (MWK) sah in uns einen ernstzunehmenden Partner und hat unsere Mitarbeit stets zu schätzen gewusst. Einige Beispiele: Angefangen mit spontanen Übersetzungsdiensten bei den verschiedenen Beratungen (wir waren die wenigen Vertreter, die drei Sprachen beherrschten), Planung und Durchführung der Weltkonferenz in Asunción 2009, Dialog mit der lutherischen und katholischen Kirche, Besuch beim Vatikan, Erziehungskongresse, uam.
Victor Wall
Anmerkungen: die Vereinigung, heute Asociación Hermanos Menonitas, hieß vorher Asociación Caritativa de los Hermanos Menonitas.
Mit Convención ist immer die Zusammensetzung der spanischen Gemeinden gemeint.
*Koinonia bedeutet Gemeinschaft.
**Hermeneutische Gemeinschaft bezieht sich auf Gemeinschaftliche Bibelauslegung.