Im zweiten Halbjahr 2016 machen erstmalig zwei Jugendliche aus den Vereinigungsgemeinden einen freiwilligen Einsatz in der Gutenbergschule. Bis jetzt wurden solche Einsätze immer von Freiwilligen aus Deutschland und der Schweiz gemacht. Steffie Ekkert und Clarisse Unruh berichten etwas von den Erfahrungen, die sie in der Schule gemacht haben. Das Interview machte Delbert Warkentin.
Was macht ihr als Freiwillige an der Gutenberg Schule?
Wir haben die Gelegenheit, in viele verschiedene Bereiche dieser Schule reinzuschauen. An drei Tagen in der Woche helfen wir im Unterricht der unteren Klassen mit. Hier sind wir den Lehrern eine Unterstützung, mit den 36 Kindern einen Unterricht zu meistern.
Im Patenschaftsbüro sind wir damit beschäftigt, die ganze Post von den Pateneltern zu übersetzen und die Briefe von den Schülern an ihre Paten zu schreiben und ins Deutsche zu übersetzen.
Weiter haben wir die Möglichkeit, einige Hausbesuche zu machen und auch im Sekretariat und in der Bibliothek vom Gutenberg zu arbeiten.
Was fällt euch am meisten in eurem Dienst auf?
Stephanie: Also am meisten fällt mir auf, dass das Colegio Johannes Gutenberg wie eine große Familie ist. Lehrer und andere Angestellte, Schüler und Eltern behandeln sich wie man sich in einer Familie behandelt. Ich wurde hier sehr herzlich aufgenommen und fühlte mich sofort wohl. Ich genieße es richtig, Teil dieser Familie zu sein. Was noch auffallend ist, wenn wir zu den Schülern, die ein Stipendium kriegen, nach Hause fahren, um den jährlichen Hausbesuch zu machen, werden wir mit dankenden Herzen empfangen. Die Familien sind so dankbar, dass ihr Kind in diese Schule gehen darf.
Clarisse: Mir fällt es auf, wie unglaublich viel Liebe und Hilfe diesen Kindern fehlt. Wenn ich mitfahre, um die Hausbesuche zu machen, dann erkenne ich, in welchen Verhältnissen jedes Kind aufwächst. Ich lerne ihre Geschichte kennen, habe Einblick in ihr Leben. Dann verstehe ich, warum jedes Kind in meinem Unterricht sich so verhält. Ich erkenne wie wichtig es ist, sich für jeden einzelnen Menschen die Zeit zu nehmen, sie kennen zu lernen, um dann verstehen zu können, warum es so handelt.
Was habt ihr bis jetzt gelernt, das ihr weitergeben/erzählen möchtet?
Stephanie: Also, was ich sofort in der ersten Woche lernen musste, war, dass ich ohne Gottes Hilfe diese Arbeit hier niemals machen kann, da sie sehr herausfordernd ist. Doch durch seine Kraft kann ich es schaffen. Durch meine Zeit hier bin ich auf jeden Fall viel dankbarer für alles was ich habe, ganz besonders für meine Familie. Es ist nicht selbstverständlich, dass ich Eltern habe, die mich lieben. Ich sehe jeden Tag wie diese Kinder sich nach Liebe sehnen, und es ist mir eine Ehre, diesen Kindern mit Gottes Liebe ein bisschen das geben zu können, was sie zu Hause nicht bekommen. Jedes Kind ist besonders und ich wünschte, es müsste nicht in solch schrecklichen Umständen aufwachsen, sondern hätte eine richtige gesunde Familie, wie es Gottes Plan für diese Welt war.
Clarisse: Ich habe schon in den ersten Wochen in denen ich hier gearbeitet habe, gelernt, was für eine Kraft das Gebet hat. Für mich war es immer nur eine Methode, um mich mit Gott zu „unterhalten“, um ihn wissen zu lassen, was so in mir vorgeht. Doch ich habe mir vorgenommen für jedes Kind, dass so am Tag mit mir erzählen kommt, auf meinem Schoss sitzt oder dessen Tränen ich trocknen muss, zu beten. Ich wollte es segnen, seine Familie, Freunde, für seine Zukunft danken und es ganz in die Hände Gottes legen. Ich habe gemerkt, wie dieses selbst mein Leben verändert. Ich kann die Liebe Gottes diesen Kindern weiter geben, habe jeden Tag neue Kraft, um meine Arbeit gut zu machen. Ich lerne, dass das Gebet eine unglaubliche Macht hat, die ich hier lernen kann zu entdecken.