Zuerst möchte ich etliche persönliche Eindrücke als Gemeindeleiter mitteilen. Am Anfang dachte ich, es kann doch einfach nicht wahr sein, dass wir die Türen unserer Kirche schliessen. So etwas haben wir doch noch nie erlebt!
Es dauerte nicht sehr lange, bis ich mich an den gemütlichen Sonntagmorgen gewöhnt hatte. Mate trinken und faulenzen, um 9:00 Uhr Radio-Friesland einschalten, um den Gottesdienst zu hören und dann irgendwann auf Tereré umwechseln; hiermit lässt man sich allzuleicht verwöhnen. Ich merkte, geistlich einschläfern ist ganz einfach. Es kommt praktisch von selbst, wenn ich nicht konkrete Schritte dagegen unternehme.
Eine der grossen Herausforderungen war und ist die Unmenge an Informationsangebote aus verschiedenen Quellen. Wem und was kannst du noch glauben, ist wohl die Standartfrage. Welches ist die rechte Haltung, die wir als Gemeinde einnehmen sollten?
Bekennen muss ich, dass ich mich anfänglich wohl mehr auf die Gefahren, als auf neue Gelegenheiten zur Wortverkündigung und auf Zeugnischancen konzentriert habe. Hinzu kam das Gefühl der Unsicherheit und Leere.
Von einem Tag auf den anderen darf man kaum noch etwas tun, was bis dahin deine Agenda ausfüllte. So habe ich dann manche Stunde in der Hängemate verbracht und mit Geschwistern telefoniert.
Zu den Gemeindeaktivitäten: Anfänglich haben wir erst einmal gar nichts gemacht, es würden ja nur 2 Wochen sein. Danach begannen wir langsam, mit vorheriger Absprache, mit Besuchsdiensten. Sehr selten hat uns jemand einen Besuch abgesagt. Etwas später haben wir uns dann sonntäglich in Kleingruppen getroffen, gemeinsam die Gottesdienste per Radio oder per YouTube miterlebt oder selber Gottesdienste gestaltet. Auch haben wir u.a. Abendmahl gefeiert. Die Frage, die wir uns ständig gestellt haben, ist: „Wo und wann ist es dran, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen?“ Da wir uns weder bei Besuchen, noch bei Treffen in Kleingruppen nach all den vom Staat vorgeschriebenen Vorschriften gerichtet haben.
Es bleibt für uns eine Herausforderung, in der heutigen unsicheren Situation Wege zu finden, WIE wir trotz allem Gemeinde effektiv bauen können. Wir wissen, dass Satan versuchen wird die Situation zu nutzen, um vor allem KOINONIA (Gemeinschaft) zu zerstören. Aber wenn wir auf Gottes Stimme achten, brauchen wir nicht in Satans Falle zu tappen. Der Herr helfe uns darin.
Harry Funk,
Gemeindeleiter der MBG-Friesland
Es folgen einige Eindrücke von Gemeindegeschwistern der MBG – Friesland:
- Man hat abends weniger Programme, daher hat man ausreichend Zeit um ein Buch zu lesen, gute Filme zu schauen, etc.
- Die Gemeinschaft mit den Gemeindegeschwistern fehlt uns sehr. Der persönliche Austausch, Umarmungen, werden sehr vermisst.
- An die Gotesdienstgestaltung über Radio oder YouTube konnte man sich leicht gewöhnen. Keine Hektik vor dem Gottesdienst, man geniesst beim Mate oder Tereré zuhause den Gottesdienst.
- Wir haben uns sehr nach Gemeinschaft mit den Gemeindegeschwistern gesehnt. Kaum denkbar war für uns, dass wir uns Ostern nicht zu den Programmen versammeln, nicht das Heilige Abendmahl feiern und auch kein Familienfest haben würden. Geistliche Nahrung bekommt man genug, wenn man gerne liest oder Programme im Radio oder Internet hört.