Die Jahre in der Kolonie Fernheim nach dem Chacokrieg waren schwer und frustrierend. Was die Dürre verschonte, fraßen die Heuschrecken. Außerdem drückte die Last der Reiseschuld mit dem MCC (Mennonitisches Zentralkomitee Kanadas) und der deutschen Regierung. Das Klima war drückend, die Landparzellen relativ klein und der Weg zu Absatzmärkten über Ende Bahn und Casado weit entfernt. Man spürte etwas verhaltenen Optimismus unter diesen 135 Familien, bestehend aus 754 Personen, die im August 1937 den Chaco verließen. Sie gründeten im September auf dem etwa 7000 ha großen Landstück, das von Wilhelm und Arthur Strauch gekauft worden war, neun Dörfer und 146 Hofstellen. Die Beziehungen zu Fernheim und zum MCC waren anfänglich etwas gespannt, was aber sehr bald geregelt und überwunden werden konnte. Am 3. Oktober 1937 begann der planmäßige Aufbau der MBG. Fünf angestellte Prediger waren mitgekommen: Heinrich Braun, Peter G. Gossen, Johann Görzen, Peter Loewen und Johann Funk. Kornelius Voth, ein ordinierter Prediger, wurde zum Leiter gewählt. 69 Männer und 84 Frauen wurden eingeschrieben.
Das Gemeindeleben war sehr stark geprägt von den Wirtschaftsetappen der Kolonie. In den ersten Jahren (1937- 1945) lebte man hauptsächlich vom Baumwollanbau; bis das nicht mehr rentabel war. Dann kam eine zehnjährige Etappe, wo die Haupteinnahme der Männer das Fuhrwerken von Futtermittel (Tschumakerzeit) war (1946-1956). Es wird berichtet, dass diese Zeit sich sozial und geistlich eher negativ auswirkte. Mit dem Mais- und später Weizen- und Sojaanbau, Direktsaat und Mechanisierung der Landwirtschaft, konnten sich Kolonie und Gemeinde stabilisieren und die starke Abwanderung nach Deutschland und Kanada abfangen.
In manchen Bereichen hat die MBG Friesland Großartiges geleistet: Als die volendamer Flüchtlinge 1947/1948 ankamen, wurden sie von Friesland aus menschlich und geistlich betreut und begleitet. Dann gab es auch eine blühende Bibelschuletappe, aus der viele Arbeiter für Gemeinde und Mission hervorgegangen sind. Und im Dienst an Bedürftigen war es viele Jahre die Arbeit mit Leprakranken, die von Friesland aus mit Aron Funk und Mitarbeitern für die ganze Region getan wurde.
Die MBG Friesland hat auch sehr früh den Missionsgedanken unter Paraguayern entwickelt. Die Nachbargemeinschaften, aber besonders die Stadt San Estanislao (Santaní), wurden durch die unermüdliche Arbeit von Harold Funk und seiner Frau und Alfred Klassen und seiner Frau und die Hilfe von Anderen mit dem Evangelium erreicht.
Der Gemeinde blieben auch Krisen und schwere Zeiten nicht erspart. Als die Anfangsjahre etwas aussichtslos erschienen und Deutschland (noch bevor der zweite Weltkrieg ausbrach), in vollem Wirtschaftsaufschwung war, wurde der Wunsch und die Hoffnung, bald nach Deutschland zurückzukehren, sehr stark. Auf Einladung meldete sich eine Jugendgruppe von 28 Jungen und 5 Mädchen, unter ihnen mehrere Glieder der MBG, um schon mal vorauszufahren und sich ausbilden zu lassen. Die Jungen mussten alle an die Front, wo neun von ihnen gefallen. Wegen der Naziwirren kam es zwischen 1944- 1947 sogar zu einer Gemeindespaltung, die durch die Hilfe von B.B. Janz aus Nordamerika und die weise Leitung von Kornelius Voth wieder überwunden wurde. Auch die Verschmelzung von Gemeinde und Kolonie, als es Krisen in der Verwaltung gab, brachte einige Spannungen und nicht ganz einfache Versöhnungsprozesse mit sich.
Zwischen den Jahren 1940-1960 lebte die Bruderhofgemeinschaft unter Eberhard Arnold ‘Neuhutterer’ in der Nähe von Friesland. Diese Zeit war für beide Gruppen sowohl bereichernd als auch anstrengend, da die sozialen und geistlichen Unterschiede doch recht beachtlich waren. Sonntagsschul- und Jugendarbeit sowie Gesang und Mission waren in der MBG Friesland immer sehr stark ausgeprägt. Dadurch hat sie einen guten Beitrag bei der Südamerikanischen Konferenz (seit 1948) sowie bei der Paraguayischen Konferenz (seit 1961) geleistet.
Durch die MBG Friesland hat der Rest der MB Gemeinden Paraguays gelernt, sich für die Missionsarbeit unter Paraguayern zu öffnen. Wenn auch die Pionierarbeit in Asunción seit 1955 etwas mehr ins Zentrum gerückt ist, so ist doch die Missionsarbeit im Inland, wie sie von Friesland und später Volendam ausgegangen ist, von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung unseres Missionsverständnisses. gewesen.
Die gegenwärtige Förderung der Johannes Gutenbergschule in Santaní, die manche geschwisterlichen Kontakte zu den Altkolonie-Gemeinschaften in San Pedro, die starke Mitarbeit in Sozialprojekten der Nachbarschaftshilfe und die geistliche Betreuung der paraguayischen Mitarbeiter in Landwirtschaft und Viehzucht zeigen, dass diese Gemeinde für den Norden Paraguays und besonders für das Department San Pedro auch in Zukunft von großer Bedeutung sein wird.
Folgende Prediger arbeiteten als Leiter: Kornelius Voth (1937-1957), Johann Görzen (1958- 1967), Peter P. Gossen (1968-1976; 1979-1982), Gerhard Ratzlaff (1977-1978), Heinrich Reimer (1983-1991); Erwin Wiens (1992- 1996) Erwin Gossen (1997-2002); Vorstand (2003) Erich Sawatzky (2004- 2005); Harry Funk (2006-2012) und Ewald Friesen (seit 2013).
Im Dezember 2017 hatte die Gemeinde 123 Glieder.
Alfred Neufeld
Dieser Artikel wurde entnommen aus der März-April Ausgabe der Zeitschrift Gemeinde unter dem Kreuz des Südens (GuKS) welche herausgegeben wird von der Vereinigung der Mennoniten Brüder Gemeinden Paraguays. HIER können sie die ganze Ausgabe lesen.