Im Jahr 1993 wurde Sieghard Wiens vom Kinderwerk Lima beauftragt, die Leitung der Deutschen Schule in der Kolonie Independencia zu übernehmen. Zusammen mit seiner Frau Anne begannen sie mit einem Hauskreis, an dem sich auch Familie Ringseis beteiligte. Diese waren schon gläubig und baten um die Taufe. Schon bevor sie sich taufen liessen, hatte Helmuth Ringseis ein Landstück am Stadtplatz erworben und einen Versammlungsraum gebaut, in dem das Wort Gottes verkündigt werden sollte.
Im Dezember 1995 ließen sich Helmuth & Elly Ringseis, so wie ihr Sohn Roland und Elly´s Mutter, Maria Peter, taufen. Im Januar 1996 gab es einen Eröffnungsgottesdienst in dem Versammlungsraum, wo auch viele Besucher aus der Concordiagemeinde mit dabei waren. Oskar & Agnes Walde wurden beauftragt, in Independencia mit Gottesdiensten zu beginnen. Der Anfang war schwer. Es war kaum möglich, einen Sonntag zu finden, wo die Leute Zeit hatten. Enweder gab es am Abend davor oder am daruffolgenden Tag eine Veranstaltung, die die wenigen Leute, die zu den Gottesdiensten kamen, zurückhielt. Regenwetter war und ist bis heute noch ein großes Problem, da die Wege dann nicht pasierbar sind. Der geistliche Boden ist hart, da noch viel Zauberei stattfindet und die Deutschen im Großen und Ganzen verhärtet und gleichgültig sind …trotzdem wirkt Gott!
Da die jungen Leute in der Kolonie keine Zukunft sehen, verlassen sie uns oft, sobald die Sekundarstufe beendet ist. Viele gehen nach Deutschland, andere nach Asunción oder Villarrica, um weiter zu studieren.
Mehrere Tauffeste haben wir inzwischen gefeiert. Auch wenn die Gliederzahl klein ist, sind viele durch die Gottesdienste, Frauen- und Kinderstunden, Camps und nicht letztlich durch die Ranger Arbeit zum Glauben gekommen.
Da die Familie Ringseis eine eigene Ziegelei hat, fingen sie schon seit Jahren an, unter der Woche die Ziegeln zur Seite zu räumen und Bibelstunden in der Ziegelei abzuhalten. Es wurden auch Arbeiter aus der Nachbarschaft eingeladen und viele kamen zum Glauben. Nun haben sie seit etwa 3 Jahren eine Spanisch sprechende Gemeinde auf ihrem Gelände gegründet und nehmen daher nicht mehr an den deutschen Gottesdiensten teil.
Letztes Jahr feierten wir das 20 jährige Bestehen dieser kleinen Gemeinde. Sie ist eine Tochtergemeinde der M.B.G.Concordia, die momentan unter der Leitung von Berthold & Siegrid Friesen steht. In Independencia wird die administrative Arbeit von Lars & Miriam Vollroth gemacht. Sie sorgen auch dafür, dass die Räumlichkeiten sauber sind, die Veranstaltungen laufen und am Samstag und Sonntag Mittagessen für die Helfer, die von Asunción kommen, vorbereitet wird. Lars leitet den Ranger Stamm 29, woran sich etwa 15-18 Kinder beteiligen. Diese treffen sich jeweils an den Samstagnachmittagen vor dem Sonntag, wo ein Gottesdienst stattfindet. Die Kinder kommen an den Sonntagen nicht zum Gottesdienst, dürfen aber an den Rangertreffen teilnehmen. Einige Kinder nehmen auch am Musikunterricht teil, den wir seit etlichen Jahren anbieten. Dadurch haben wir (nach vielen Jahren endlich) unsere eigenen Musiker, die im Gottesdienst dienen. Es sind Jugendliche und Teens, die größtenteils schon als Kinder die Gottesdienste besuchten. Die Samstage sind daher vollgepackt, denn es finden nach dem Stammtreff der Ranger die Proben mit dem Lobpreisteam statt, die meistens noch unter meiner (Agnes) Anleitung stehen. Da haben wir aber auch schon einen Ersatz in Irina Bachmann, die das Team anleitet, wenn ich nicht da bin. Die deutschen Gottesdienste finden 2 mal montalich statt, d.h. jedes 2te und 4te Wochenende. Da wir noch keinen Pastor direkt in Independencia haben, fährt jeweils ein Prediger aus Asunción nach Independencia, um die Botschaft zu bringen. Es kommen auch etliche Freiwillige mit, um bei der Ranger- sowie auch bei der Jugendarbeit mitzuhelfen.
Spezielle Aktivitäten sind Frauenstunden und im Juni soll ein Männerabend stattfinden.
Eines der meist besuchten Programme ist der Kindertag im August, wo die Kinder für einen Tag eingeladen sind, um zu spielen, das Wort Gottes zu hören und ein schmackhaftes Essen zu bekommen. Da liegt die Besucherzahl zwischen 60 und 70 Personen. Das Jahres-camp von drei Tagen im Dezember ist der Hammer. Da haben wir zwischen 100 und 110 Kids im Alter von 4-15 Jahren. Schon seid mindestens 16 Jahren organisieren wir “Kinderlager”, die sich mehr und mehr zu einem Ranger–camp entwickeln. Lars, als Rangerleiter übernimmt da die Hauptverantwortung. Es steht jeweils unter einem spezifischen Thema, welches in den Kleingruppen, Morgenandachten und beim Abendschluss behandelt wird. Das Lager schliesst dann mit einem musikalischen Anspiel, welches am Sonntagvormittag vorgestellt wird. Dazu sind alle Eltern und Freunde eingeladen und anschließend gibt es dann ein großes Festessen. Auf so einem Camp wird viel gespielt, wenig geschlafen und viele Kids treffen da eine Entscheidung für Jesus. Da wir dann so viele Kinder und Teens haben, brauchen wir viele Helfer, die größtenteils aus der Muttergemeinde kommen.
Wir danken Gott:
- Dass schon viele Personen Jesus gefunden haben. Wenn sie auch nicht mehr alle bei uns sind, durften wir doch den Samen ausstreuen, und er hat Frucht gebracht.
- Dass Er uns auf den vielen Reisen bewahrt hat und noch kein grosses Unglück passiert ist.
- Dass eine Gruppe Mädchen begeistert Bibelstudium macht und den Weg sucht, dabei zu sein, auch wenn ihre Eltern nicht mitmachen.
Wir bitten Gott:
- Um Weisheit, wie die Arbeit weiter geführt werden sollte und um Arbeiter , die sich gebrauchen lassen.
- Um Erweckung in der Kolonie und einen Hunger nach Gottes Wort.
- Dass die Gläubigen vor Ort fest im Glauben bleiben, wachsen und für die Umgebung ein Zeugnis sind.
Eine persönliche Note: Seid 21 Jahren fahre ich monatlich nach Independencia. Mit meinem Mann Oskar begannen wir die Arbeit. Er wurde nach 11 Jahren von Gott heimgerufen. Es wurde für mich eine Frage, ob ich weitermachen würde, da es immerhin 185 km von Asunción entfernt ist. Aber etwa 10 Tage vor Oskar´s Tod weckte mich eine hörbare Stimme im Hotelzimmer und sagte zwei Mal nacheinander: ”Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden”. Daraufhin fragte ich Gott, was er mir damit sagen wolle und ich verstand durch ein Bibelwort, dass er mich darauf hinwies, ich solle die Arbeit weiter machen. Es ist nicht jedes Mal leicht, hinzufahren, aber ich werde jedes Mal von Gott gesegnet und gestärkt. Ich habe die Leute ins Herz geschlossen.
Agnes Walde, MBG Concordia
Dieser Artikel wurde entnommen aus der Juli-August Ausgabe der Zeitschrift Gemeinde unter dem Kreuz des Südens (GuKS) welche herausgegeben wird von der Vereinigung der Mennoniten Brüder Gemeinden Paraguays. HIER die ganze Ausgabe lesen.