Es ist manchmal schon sonderbar, wie neue Gemeinden und missionarische Werke entstehen. Als Missionar Heinz Bergen etwa im Jahr 2000 auf seinen vielen Besuchsreisen im Chaco im Radio die verzweifelte Stimme eines Bewohners aus Pozo Colorado hörte und dieser seine Frustration darüber äußerte, dass sie zu den Vergessenen und Übersehenen gehören würden, dann war das für ihn ein Wink Gottes. Heinz Bergen begann, die Leute in Pozo Colorado zu besuchen, mit ihnen die Bibel zu studieren und mit der Zeit entstand ein kleines Haus, wo ein Evangelist ansässig wurde. Unter dem Schattendach seiner Wohnung gab es dann mit der Zeit Gottesdienste und irgendwann forderte Heinz Bergen seine Heimatgemeinde, die Filadelfia Ost-MBG, heraus, dieses angefangene Werk zu adoptieren und weiter zu führen.
Im Jahr 2004 übernahmen wir als Filadelfias Ost-MBG das Grundstück und das Haus und begleiteten die kleine Gruppe junger Christen. Immer wieder wurden Einsätze organisiert, vor allem von der Jugendgruppe. Durch Hausbesuche wurden wir auf die Not der vielen fremden Kinder aufmerksam, deren Eltern irgendwo auf einer Estancia im Chaco arbeiteten und die nun in fremden Familien unter sehr armen und engen Verhältnissen unterbracht wurden, um in Pozo Colorado die nationale Schule zu besuchen. Aus dieser Not heraus wurde die Vision geboren, ein Kinderheim zu bauen, um diesen Kindern ein sicheres Zuhause und biblische Werte zu vermitteln. „Hogar Mi Amigo“ wurde im Jahr 2008 eingeweiht und 2016 durch einen großen Erweiterungsbau, wozu auch eine Pastorenwohnung gehörte, vergrößert.
Aus den bescheidenen Anfängen eines schlichten Pioniermissionaren ist eine Gemeinde entstanden, die den Namen „Iglesia La Roca – Hermanos Menonitas“ trägt und momentan rund 40 getaufte Mitglieder zählt. Im Jahr 2011 wurde die Kirche eingeweiht. Gemeindeleiter ist Pastor Pelagio Ojeda und die Kontakte zur Convención Hermanos Menonitas sind inzwischen auch schon gewachsen. Hinzu kommt das Internat, das Platz für rund 80 Kindern hat. Momentan sind dort rund 50 Schulkinder untergebracht. Dank vieler persönlicher Einsätze und großzügiger Spenden vonseiten der Gemeinde konnte diese missionarische Arbeit vorangetrieben werden.
Wer den größten Segen dieser Arbeit erfahren hat, darüber lässt sich diskutieren. Ich meine, dass der Segen, der von Pozo Colorado nach Filadelfia geflossen ist, mindestens so groß ist wie umgekehrt. Wenn man z.B. von Jugendlichen hört, dass sie in Pozo Colorado eine klare Vision und Berufung zur Mission erfahren haben oder neu dankbar wurden für all das, was sie zuhause genießen dürfen, dann ernten wir als Filadelfia Ost-MBG einen unverdienten Segen. Und wenn man andererseits beobachten kann, wie die anfängliche Zurückhaltung und teil- weise auch Feindseligkeit der Bevölkerung in Pozo Colorado sich umwandelt in offenes Vertrauen, dann kann man nur staunen über wie Wirksamkeit des Evangeliums und des Geistes Gottes. Wenn Jugendliche der Gemeinde „La Roca“ aus eigener Initiative und motiviert von der Liebe Gottes Geld sammeln, um ein Klassenzimmer auf dem Hof der nationalen Schule zu errichten oder wenn man ein Zeugnis wie das von Andrea Paredes liest, dann bekommt man Hoffnung, dass Veränderung möglich ist, wo Gott ins Leben kommt.
Kurz zusammengefasst: Wir sind dankbar, dass wir als Gemeinde eingespannt wurden in dieses Werk Gottes. Wir wollen weiter unserer Verantwortung nachkommen, als Zeugen Christi ganzheitlich die Liebe Gottes zu verbreiten, mit Herz, Hand und Mund.
Heinz Dieter Giesbrecht – Leiter des Missionskomitees, Filadelfia-Ost MBG
Dieser Artikel wurde entnommen aus der September-Oktober Ausgabe der Zeitschrift Gemeinde unter dem Kreuz des Südens (GuKS) welche herausgegeben wird von der Vereinigung der Mennoniten Brüder Gemeinden Paraguays. HIER die ganze Ausgabe lesen.