BITTE KOMT ONS EN NUEVA DURANGO HALPEN!
Lautete die plattdeutsche Anfrage, die Marcos und ich vor 4 Jahren erhielten. Ich wunderte mich sehr! Wollte Gott uns wirklich in das Departament Canindeyú schicken, welches für den großflächigen Marihuana Anbau bekannt ist? In die traditionellste Mennonitenkolonie Paraguays?
Gut, wir hatten Gott immer wieder um seine Führung gebeten, aber eigentlich wusste ich ja genau, wie Er das tun sollte. Wir hatten mit Indianern, Lateinparaguayern und Brasilianern gearbeitet… aber auf Plattdeutsch? Von Altkoloniern und ihrer Kultur wussten wir herzlich wenig! Trotzdem wollten wir gehorsam sein!
In unserer „neuen Heimat“ sind uns in der ersten Zeit vor allem die Äußerlichkeiten, wie traditionelle Kleidung und gesellschaftliche Verhaltensmuster aufgefallen. Bald wurde uns bewusst, wie kompliziert das Leben sein muss, wenn man den Besitz eines Autos, Radios oder Telefons geheim halten muss. Traurig mitanzusehen sind auch der Alkoholkonsum der Jugendlichen und ihre Schlägereien am Sonntagnachmittag.
„Bleibe bei dem, was du gelernt hast“, ist das wichtigste Prinzip der traditionellen Gemeinden in Nueva Durango.
Vor mehr als 20 Jahren kam es wegen dem Gebrauch von Gummireifen zu Ausschlüssen. Diese „Gebahnten“ erhielten aber geistliche Unterstützung von Predigern aus dem Chaco und begannen mit Bibelstunden und Singabenden. So kam es zu der Gründung einer neuen Gemeinde, die auch schon bald den Bau einer „modernen“ Schule mit sich brachte. Die „Escuela Amanecer Durango“, soll der jungen Generation dieser Kolonie neue Möglichkeiten für ihre Zukunft bieten.
Seit dem Jahr 2014 darf ich hier aufgeweckte und unverdorbene Kinder unterrichten, die durch kein Fernsehen, teure Ferienreisen oder tolle Spielzeuge verwöhnt sind. Ein buntes Buch anzusehen, eine neue Geschichte zu lesen oder ein Theaterstück einzuüben ist total spannend! Da die Schule mit ihren 43 Schülern bereits die legale Anerkennung vom MEC erhalten hat, führen wir in diesem Jahr erstmalig auch die 9. Klasse. Ich bin Gott sehr dankbar, dass Er auch vier weitere Lehrerinnen von „Auswärts“ an unsere Schule geschickt hat, die den Kindern Gottes Liebe praktisch weitergeben.
Obwohl meine Schüler dieselben Namen wie meine Großeltern tragen, bleibt der Kulturschock nicht ganz aus. Ich kann mich immer noch nicht gut daran gewöhnen, dass meine Schüler durchaus barfuß zur Schule (oder zur Kirche) gehen. Andererseits vermissen wir, mehr als alle anderen Bürger der Kolonie, ein zuverlässiges Krankenhaus in der Nähe, ein Postamt und eine gute Telefonverbindung.
Doch noch tiefer, als von jeglichen äußeren Unterschieden sind wir von dem inneren Hunger und Durst unserer „neuen Freunde“ nach Bibelwissen beeindruckt worden. Oft kann man in ihren Augen den Wunsch nach Liebe und Gemeinschaft lesen, da viele ihre Eltern, Kinder oder Geschwister wegen des „Bahnes“ nicht besuchen dürfen.
Marcos hat aber durch seine Arbeit in der Futterfabrik viele Gelegenheiten, die Bauern hier, sowie in Rio Verde, Manitoba, Bergthal, Sommerfeld, usw. zu Hause zu besuchen. Seit diesem Jahr ist auch Alejandro Wiens dabei und arbeitet mutig in der Beratung der Milchbauern mit.
Wir sagen Gott „Danke!“, dass wir hier mit unseren Gaben dienen dürfen. Wir wollen die offenen Türen immer mehr nutzen, um die äußerlich „Frommen“ mit dem wahren Leben in Christus bekannt zu machen.
Gott will auch auf Plattdeutsch sein Reich weiter bauen!
Karina Neufeld de Warkentin – Ost-MBG Filadelfia
Dieser Artikel wurde entnommen aus der September-Oktober Ausgabe der Zeitschrift Gemeinde unter dem Kreuz des Südens (GuKS) welche herausgegeben wird von der Vereinigung der Mennoniten Brüder Gemeinden Paraguays. HIER die ganze Ausgabe lesen.