„Die AMANECER DURANGO Schule soll eine neue Hoffnung für die Kinder unserer Kolonie sein. Wie der farbenreiche Sonnenaufgang am Durango-Horizont jeden Morgen zur Besinnung und Neuorientierung einlädt, können die Schüler in dieser Institution wertvolle Perspektiven für ihr weiteres Leben bekommen.“ Dieses war der Wunsch der Pioniere der AMANECER DURANGO Schule, der am 7. Mai 2011 auf der Einweihungsfeier des Schulgebäudes geäußert wurde. In den vergangenen 10 Jahren konnte sich diese Vision in die Tat umsetzen, da nach und nach immer mehr Familien aus Nueva Durango bei der Evangelischen Mennoniten Gemeinde Durango und in der Escuela AMANECER DURANGO ein neues “Zuhause“ suchten.
Die Gründer der Kolonie Nueva Durango kamen im Jahr 1978 von Mexiko nach Paraguay. Sie hatten sich dieses “grüne Plätzchen“ in Canindeyú ausgesucht, um hier in der Abgelegenheit still ihre Tradition auszuleben. Vor 43 Jahren wurden die ersten Dörfer angelegt, Tiefbrunnen gegraben/gebohrt und Kirchen gebaut. Doch die strengen Gesellschaftsregeln konnten nicht alle Nöte in den Familien begegnen. So kam es dazu, dass Frau Elisabeth Suderman in einem Brief, den sie an einen Prediger in Menno schickte, um Hilfe und Unterstützung bat. Durch die Hausbesuche dieser „Mennoleute“ konnte es zu den ersten Bekehrungen in Nueva Durango kommen. Bald traf sich eine Gruppe regelmäßig zu Bibel- und Singstunden.
In den „Neubekehrten“ entwickelte sich der Wunsch, ihre Kinder zu Hause selber zu unterrichten. Die Heranwachsenden sollten mehr lernen, als es in der traditionellen Schule üblich ist. So kam es zu dem bescheidenen Anfang der „neuen Schule“ in Nueva Durango. Nachdem der Unterricht anfänglich im eigenen Heim und bald über mehrere Jahre im Kirchengebäude der EMG-Durango durchgeführt wurde, konnte im Jahr 2011 durch finanzielle Spenden ein passendes Schulgebäude errichtet werden.
Auf dem Gemeindehof wurden zuerst vier Klassenzimmer gebaut. Schon bald musste das Gebäude auf acht Klassenräume erweitert werden, da der Unterricht sich auf die gesamte Grundschulausbildung von der Vorschule bis zur 9. Klasse ausdehnen sollte. Schüler, die dann auch noch die Educación Media abschließen wollen, können verschiedene Möglichkeiten in einer Nachbarkolonie nutzen.
Als Verwaltung der AMANECER DURANGO Schule sind wir sehr dankbar, dass wir das Schuljahr 2020 doch relativ normal abschließen konnten. Die Aufsicht hatte für das 2. Halbjahr die Erlaubnis gegeben, einen semi-präsentialen Unterricht anzubieten. Zur Weihnachtsschule konnten wir dann sogar schon alle Schüler in der Schule haben.
Wir sind auch dankbar, dass gegenwärtig vier Jungen aus Nueva Durango in Friesland die 11. Klasse besuchen. Sie sind in verschiedenen Familien untergebracht und haben die Gelegenheit, sich in der Gesellschaft zu integrieren. Eine freundliche Aufnahme in der Schulfamilie und die Gelegenheit, auch bei geistlichen und sozialen Veranstaltungen mitzuwirken, sorgten für ein schnelles Einleben unter den Friesländern.
Als Schulgemeinschaft erleben wir in unserem ersten „Jubeljahr“ auch einen weiteren großen Segen, nämlich beginnen wir jetzt schon von den ersten Früchten unserer Schularbeit zu ernten: Die vier jugendlichen Mädchen, die nach der Grundschulausbildung in Nueva Durango den Nivel Medio in Sommerfeld abschließen konnten, arbeiten in diesem Jahr als Lehrerinnen an der Escuela AMANECER DURANGO mit. Auf diese Weise zeigen sie der Schulgemeinschaft ihre Dankbarkeit für die Unterstützung, die sie in den vergangenen Jahren erhalten haben, und tragen gleichzeitig zum Wohl ihrer Gesellschaft bei.
Die Entscheidung, für drei Jahre nach Campo 9 zu ziehen und dort die Schule zu besuchen, ist für die Absolventinnen der 9. Klasse nicht ganz leicht gewesen. Doch der Wunsch, sich besser auf das zukünftige Leben vorzubereiten, sich neue Ziele zu stecken und diese zu erreichen, hatte in ihnen die Neugierde und den Mut geweckt, die gegebene Gelegenheit wahrzunehmen.
Heute schätzen sie die wertvollen Erfahrungen, die sie in Sommerfeld sammeln durften. Sie erinnern sich gerne an die gemeinsame Zeit in der Klassengemeinschaft und die erlebnisreichen Studienreisen. Die guten Lehrer in Sommerfeld konnten den „Durangomädchen“ zum Vorbild werden, so dass sie der Einladung folgten, für das Schuljahr 2021 selber beim Unterrichten einzusteigen.
In einer intensiven „Preclases-Zeit“ lernten sie über die Grundprinzipien der Pädagogik und etwas über die fachspezifischen Merkmale der Hauptfächer Mathematik und Sprachunterricht. Die ersten Schulwochen waren vollgepackt mit neuen Erfahrungen. Schon die ersten Schultage forderten von ihnen, sich auf das Tempo der Grundschüler einzulassen, ihre Fähigkeiten kennenzulernen und sich auf die Kinder einzustellen. Die jungen Lehrerinnen schätzen die gegenseitigen Ermutigungen und die Hilfe und Orientierung von den erfahrenen Lehrern im Kollegium.
Katharina Martens ist 19 Jahre alt und unterrichtet die 1. Klasse. Sie gibt uns einen kleinen Einblick, was ihr in den ersten Monaten ihrer neuen Herausforderung wichtig geworden ist:
„Ich bin sehr dankbar, dass ich eine sinnvolle Arbeit tun darf. Ich beobachte, dass ich einen bedeutenden Einfluss auf die Kinder ausüben kann und mir ist bewusst, dass dieses eine große Verantwortung ist. Trotzdem spüre ich den besonderen Segen Gottes über meinem Dienst und das gibt mir Frieden. Mein Wunsch ist, dass auch die jüngeren Schüler unserer Schule einmal die Unterstützung haben werden, um eine gute Schule zu besuchen und neue Gelegenheiten wahrzunehmen.“
Anna Suderman ist die Lehrerin der 5. Klasse und sie teilt uns etwas von ihren Erfahrungen aus den letzten Monaten mit:
„Lehrerin zu sein bedeutet für mich, viel Selbstdisziplin aufzubringen und Ordnung zu haben, damit ich einen guten Unterricht bringen kann. Es war für mich schon eine Herausforderung, mich an die Rolle des „Lehrerin sein“ zu gewöhnen, da hier viele neue Aufgaben auf mich warteten. Doch wenn ich sehe, wie Schüler begreifen, was ich ihnen erkläre und wie sie wirklich neue Dinge lernen, dann erfüllt es mich mit viel Freude und Dankbarkeit.“
Die 6. Klasse wird von Susana Klassen angeleitet. Sie erzählt:
„Ich erlebe das „Lehrerin sein“ als eine Gelegenheit, etwas wirklich Sinnvolles zu tun. Ich hätte es vorher nicht gedacht, dass die Arbeit in der Schule so viel Freude bereiten könnte. Für mich ist es auch ein besonderer Segen, dass meine Eltern mich in diesem Dienst unterstützen und sich darüber freuen.“
Anna Martens unterrichtet hauptsächlich Mathematik und musste in der letzten Zeit besonders viel Vertretungsunterricht machen, da die Pandemie auch in Nueva Durango mehrere Lehrer vom Unterrichten abhielt. Sie berichtet:
„Das Unterrichten geht mir besser als gedacht. Doch immer wieder in verschiedenen Klassen Vertretungsunterricht zu machen, ist eine Herausforderung für mich, da ich mich nicht gut auf die verschiedenen Klassensituationen vorbereiten kann. Ich schätze aber die positiven Erfahrungen, die ich in der Wohngemeinschaft mit den anderen Lehrerinnen machen darf. Wir können uns gegenseitig unterstützen und üben uns in einem positiven Zusammenleben.“
Für langzeitige Mitarbeiter der Schule ist es ein Vorrecht, miterleben zu können, wie die jungen Lehrerinnen sich entwickeln, wie die Schulgemeinschaft wächst und immer selbstständiger wird. Die 58 Schüler werden in diesem Jahr von insgesamt neun Lehrern unterrichtet: Ewald und Renate Friesen, Veronika de Kroeker, Susana Klassen, Katharina Martens, Anna Suderman, Anna Martens, Karina de Warkentin und Alejandro Wiens. Unser Wunsch ist, dass der Einfluss der Schule sich auch positiv im Gemeindeleben, bei der Jugend- und Kinderarbeit widerspiegeln kann.
Für das Schuljahr 2021 haben wir folgenden Motovers aus Apostelgeschichte 16,31 gewählt:
„Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig.“
Diese Schule soll den Kindern also nicht nur das Lesen, Schreiben und Rechnen beibringen, sondern sie einladen, ganz mit Jesus zu leben. Wenn wir auf die Verheißung vertrauen, dass durch das Vorbild einzelner Personen die ganze Familie gerettet werden kann, steigt Vorfreude in uns auf. Was will Gott in der nächsten Zeit in Nueva Durango tun?
Die „neue Gemeinde“ ist am Wachsen, da immer wieder einzelne Jugendliche, aber auch ganze Familien sich dieser Gruppe anschließen. Gegenwärtig wird das Kirchengebäude erneut vergrößert, da am Sonntagmorgen nicht mehr alle Gottesdienstbesucher einen Sitzplatz im Raum finden können. Die Evangelische-Mennoniten-Gemeinde Durango hat momentan 84 Gemeindeglieder, aber zu den Programmen kommen auch viele Familien, die sich noch nicht dieser Gemeinde angeschlossen haben. Hier haben sie die Gelegenheit, Gottes Wort zu hören und Teil einer Gemeinschaft zu werden, in der ein jeder sich angenommen und geliebt fühlen soll. Die meisten Kinder, die auf diesem Gemeinde- und Schulhof aufwachsen, singen und musizieren gerne, sie beteiligen sich freudig an verschiedenen Spielen und entwickeln ein gestärktes Selbstbewusstsein. An der AMANECER DURANGO Schule kann eine Generation heranwachsen, die an den Herrn Jesus glaubt, ihre Familien ansteckt und durch ihr Licht die ganze Gesellschaft erhellt.
Karina Warkentin