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Zu meiner Zeit im IBA – Interview mit Heinrich Reimer

Wie sind Sie damals zum IBA gekommen? In welchem Jahr war es genau?

Schon seit meiner Jugendzeit war es mein Wunsch, mal in einer Bibelschule zu studieren. Prediger wollte ich nicht werden, aber mehr aus Gottes Wort für mich zu wissen wäre gut. Bis zum Jahr 1968 funktionierte in Friesland die TABER Bibelschule. Ich arbeitete in der Kooperative und wollte vormittags zur Bibelschule gehen und nachmittags meine Arbeit im Büro der Kooperative machen. Zuerst kriegte ich dafür keine Erlaubnis. Der Oberschulze wollte, dass ich meine Verantwortung in der Kooperative sah und etwas in die Richtung studieren sollte. Ich antwortete ihm: „Prediger werde ich nie. Ich will nur etwas mehr aus der Bibel wissen.“ Daraufhin gab er mir die Erlaubnis und ich studierte 1968 in der Taber-Bibelschule, wo auch meine zukünftige Frau Leni Funk studierte.

1970 heirateten wir. Meine junge Frau und ich waren mit Leib und Seele Ackerbauern. In einer Neuansiedlung kauften wir auf Kredit eine Wirtschaft. Der Herr segnete die Arbeit und unsere Ehe mit zwei Söhnen. Schon in der Jugendzeit hatten wir verschiedene Dienste in der Gemeinde gemacht: Jugendarbeit, Jungschar, Chor. 1972 stellte die Gemeinde uns als Prediger an. Ich hatte bis dahin all die Entschuldigungen, die Mose bei seiner Berufung hatte.

1975 gab es in Curitiba ein Seminar mit David Evert, woran ich teilnehmen durfte. Mit dabei waren Rudolf Plett, Heinz Ratzlaff und andere junge Gemeindearbeiter. Bei diesem Seminar wurde der Gedanke geboren, in Asunción, parallel zum Unterricht im IBA, mit einem theologischen Arbeiterkursus für junge Gemeindearbeiter zu starten.

Bei meiner Rückkehr von Curitiba sagte ich zu meiner Frau: „Wenn es diesen Kursus gibt, sind wir dabei.“ Leni hatte schon als junges Mädchen die Entscheidung klar, nie einen Prediger/Missionar zu heiraten. Ihr Vater war Prediger und Missionar und hatte selten Zeit für die Familie gehabt. Sie wollte, dass ihr Mann Zeit haben sollte für seine Familie. Gott hatte einen schweren, langen Kampf mit meiner Frau, bis sie „ja“ sagen konnte zum theologischen Arbeiterkursus. 1976 startete der theologische Arbeiterkursus und wir waren dabei.

Wie haben Sie die Zeit im IBA als Schüler erlebt?

Auf dem Hof vom IBA gab es damals nicht genug Wohnungen für die 12 neuen Studenten. Deshalb wurden für uns außerhalb des Hofes Häuser gemietet. Unsere beiden Jungen, Robert (5) und Alfred (3), fühlten sich in unserer kleinen Wohnung ohne Hof wie im Gefängnis und waren daher oft auf der Straße der Gefahr ausgesetzt.

Das Studieren und Lesen machte mir Freude. Aber die vielen wöchentlichen schriftlichen Arbeiten und auch die monatliche Facharbeit rechtzeitig fertig zu haben, war für mich schwer.

Unsere Lehrer waren fast alle Amerikaner, die ihre Vorlesung gaben. Lehrbücher gab es kaum. Deshalb mußten wir während der Vorlesung Notizen machen. Meine Hand war Ackergeräte gewohnt und nicht einen Schreibstift. Oft schmerzten die Hand und der Arm vom vielen Schreiben.

Fächer wie Exegese, Mennonitische Geschichte, Mission, Gemeindebau und andere mehr waren mir interessant. Anders war es mit alttestamentlicher Theologie nach Althaus, Homiletik, Sektenlehre.

Zu jedem Fach mußten wir viele Bücher lesen und die Seitenanzahl schriftlich abgeben. Einmal war ich zu ehrlich mit der Angabe der gelesenen Seitenanzahl, und sagte, das Buch mit „nassen Fingern gelesen zu haben“, also, vieles übersprungen. „No has cumplido con la lectura,“ hieß es. Also mußte ich das Buch noch einmal durcharbeiten.

Die Wochenenden waren eine schöne, aber schwere Abwechslung vom Lernen. Nach einer Evangelisation mit Albert Enns im Inland Paraguays hatten sich viele Personen bekehrt, und für die Nacharbeit waren nicht genug Arbeiter. Also hatten wir Studenten gleich eine Gelegenheit, das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Im ersten Jahr war ich mit Hans Eitzen, Neuland, in Itaguá tätig, und im zweiten Jahr mit Peter Kasper in Caacupé. Die Zeit im IBA war für uns eine wunderbare Zeit.

Welche Bedeutung hatte das IBA für ihren späteren Dienst in der Familie, Gemeinde und Mission?

Nach Abschluß des Studiums ging es mit voller Kraft an die Arbeit. Ich wurde als Jugendleiter angestellt. Sechs Jahre lang haben Leni und ich diese Arbeit von Herzen gern gemacht. Wir wurden gleich zum Predigtdienst berufen und 1978 ordiniert.

Da die Tagesbibelschule TABER ihre Türen 1968 schloß, fing ich mit einer Abendbibelschule an. Auch die Jungschararbeit haben wir viele Jahre geleitet.

Als der Gemeindeleitergehilfe Abram Fast nach Kanada auswanderte, wählte die Gemeinde mich zum Gehilfen des Leiters. Es war für mich eine segensreiche Zeit mit einem älteren, erfahrenen Arbeiter zusammen zu arbeiten. Da ich vom Studium viele neue Ideen für Gemeindebau mitbrachte, konnte ich sie mit dem Gemeindeleiter besprechen, und oft sagte er: „Heinrich, mach das. Ich stehe hinter dir.“

Bei einer späteren Gemeindewahl wählte die Gemeinde mich zum Leiter und Peter Goossen zum Gehilfen. Das waren wohl die schönsten Jahre meines Gemeindeleiterdienstes. In diesen Jahren bauten Leni und ich mit Hilfe von S.M.S.M den Sozialdienst in Friesland auf, wo wir Arbeiter waren und zugleich die Leitung übernahmen.

Im Jahr 2008 wurden wir als Missionsleiter gewählt. Die drei Missionsfelder der Gemeinde zu besuchen und vorzustehen war eine schöne, segensreiche und schwere Arbeit.

Seit etwa einem Jahr ziehen wir uns so langsam von Leiterposten zurück und machen den Weg frei für jüngere Arbeiter.

Welche Erinnerungen oder Anekdoten haben Sie von Ihrer Zeit im IBA?

Ich denke da an so manche Situation, und könnte einiges erzählen. Es bleibt heute aber bei einer Anekdote aus der Mission: Es war der 4. Dezember 1977. Wir feierten mit der Gemeinde in Caacupé unseren Abschied. Vormittags wurde Ball gespielt, gebadet und Wanderungen gemacht. Es war sehr heiß. Mittags kamen wir von der Wanderung zurück. Auf dem Tisch stand ein Gefäß mit kaltem „Melonensaft“. Ich trank gleich drei Gläser von diesem Saft. Nach dem Mittagessen feierten wir als Gemeinde das Abendmahl. Peter Kasper und ich teilten es aus. Auf einmal merkten Peter und ich, dass unsere Beine schwer und steif waren. Die Geschwister aus Caacupé hatten den Melonensaft mit Likör gemischt, und wir waren „betrunken“.

Die Zeit im IBA hat uns sehr geprägt und für den vielseitigen Dienst in Gemeinde, Mission und Gemeinschaft eine große Hilfe gegeben.