Viel Schweres hatten die Volendamer schon auf der Flucht aus der Ukraine erlebt, in den Flüchtlingslagern im zerbombten Deutschland, den drei Monaten Zeltlager in Buenos Aires und dem Aufenthalt in der ‘Escuela Agrícola’ von San Lorenzo, weil in Paraguay 1947 die Revolution tobte. Anfänglich wollten wohl alle Flüchtlinge gemeinsam ansiedeln. Aber dann ergab es sich so, dass zwei Drittel der Gruppe in den Chaco zog und die Kolonie Neuland gründete.
Am 9. November 1947 fand unter Bäumen auf dem Gelände des Koloniesägewerks die Gründungsgemeindestunde der MBG Volendam mit etwa 35 Gliedern statt. Da die meisten Dokumente auf der Flucht verlorengegangen waren, erzählte jeder seine Bekehrung, Taufe und bisherige Gemeindezugehörigkeit. David Fast wurde zum vorläufigen Leiter ernannt. Aber schon auf der 2. Gemeindestunde, am 30. November, wurde ihm bewusst, dass er die Aufgabe nicht alleine tun könne. So bat man die Prediger der MBG Friesland um Hilfe. Daraufhin kam Johann Goerzen aus Friesland regelmäßig nach Volendam, um die Gemeinde zu begleiten. Heinrich Loewen aus Volendam wurde ihm als Gehilfe zur Seite gestellt. Als dann am 9. November 1948 die ‘zweite Volendamer Gruppe’ dazukam, bekam die Gemeinde Zuwachs von ca. 40 Gliedern, unter ihnen Prediger Franz Janzen, der ab 1949 die Leitung übernahm.
Im Februar 1952 weihte man eine schöne eigene Kirche ein und hatte bereits 9 Tauffeste gefeiert. Mitte Juni wanderten Janzens aus, und der junge Bruder Adolf Reimer wurde zum Leiter bestimmt. Ab 1954 haben Geschwister H.C. Borns aus Kanada tatkräftig mitgearbeitet. Bis 1956 hatte die Gemeinde etwa 100 Glieder. Von 1957-1967 gab es eine schwere Krise, da die Wirtschaftslage sehr schwierig wurde und immer mehr Geschwister nach Kanada und Deutschland abwanderten. Ab März 1961 halfen Geschwister Erich Giesbrechts aus Fernheim in Gemeinde und Sekundarstufe mit, sowie ab Oktober 1962 auch Geschwister Martin Augusts. Zum Jahresschluss 1962 berichtet Erich Giesbrecht: “Die Gemeinde zählt jetzt 62 Glieder, hat einen ordinierten Prediger, drei angestellte Diakone, drei Bibelschüler und 12 Sänger.”
1966 sank die Gliederzahl auf 42, und die MB Konferenz sowie die Friesländerprediger mussten in der Leitung aushelfen. Am 21. Januar 1968 wurde das junge Volendamer Ehepaar Walter Epps, die eine dreijährige Ausbildung in ITE, Curitiba, gemacht hatten, als Gemeindeleiter eingesetzt. Am 16. November wurden sie als Prediger ordiniert und Geschwister Bernhard Rempels als Diakone. Im September 1972 beschloss Familie Epp auszuwandern.
Die Gliederzahl war mittlerweile auf 40 gesunken. Martin August war bereit, ab 1973 wieder auszuhelfen. Heinrich Bärg hatte die Gemeindeleitung. Im Jahr 1975 gingen Geschwister Gerhard Sawatzkys ins IBA, weil sie eine starke Berufung in die Mission fühlten. Sie hatten schon gemeinsam mit den Pätkausbrüdern eigenständig angefangen, evangelistische Besuche in den zum Teil entlegenen Nachbarschaftsorten zu machen. Nun beschloss die Gemeinde, diese Arbeit zu ihrem Missionsprojekt zu machen und Gemeindegründungen in Escalera und San José zu beginnen. Ab Anfang 1977 halfen Geschwister Jakob G. Penners in Gemeindeleitung und Seelsorge mit. Ab dem 1. Juli 1979 wurde Gerhard Sawatzky zum Leiter ernannt.
Gemeinsam mit Gerhard und Heinrich Bärg haben sie in den folgenden 25 Jahren die Gemeindearbeit gefördert. Danach kamen Eldon und Edeltraud August, und heute sind es Anton und Adelina Sawatzky.
Heute gibt es am 1. Sonntag im Monat spanische Gottesdienste. Die Jugendarbeit wird auf KfK Ebene gemacht. Sehr beachtlich ist, dass diese kleine Gemeinde schon jahrelang fünf Missionsgemeinden in Escalera, San José, Santa Clara, Campo Vírgen und Calle San Antonio betreut.
Die MBG Volendams hat keine einfache Geschichte hinter sich, hat aber viel Geld und Liebe in die Mission investiert. Neben Gerhard Sawatzky haben besonders die Familien Warkentin, Bärg und Rempel mitgewirkt. Die Existenz der Gemeinde war immer wieder gefährdet durch die kleine Anzahl der Glieder und die daraus erfolgende schwache Kinder- und Jugendarbeit. Aber auf die Geschichte des geistlichen Lebens in Volendam und der Mission in den umliegenden Paraguayerdörfern hat die MBG einen unauslöschlichen Einfluss ausgeübt. Wir als Vereinigung wollen weiter an der Seite dieser tapferen Gemeinde gehen, von ihr lernen und nach Bedarf helfen.
Gemeindeleiter: Johann Goerzen (1947-1949); Franz Janzen (1949-1954); Adolf Reimer (1954-1962); Erich Giesbrecht (1962-1963, 2002-2004); Martin August (1963-1965, 1973-1974); Heinrich Bärg (1965-1968, 1972-1973, 1974-1978); Walter Epp (1968-1972); Jakob G. Penner (1978-1979); Gerhard Sawatzky (1979-1983, 1985-1989, 1994-2001, 2007); Heinrich Bärg (1983-1985); Gerhard Bärg (1989-1991); Peter Warkentin (1991-1994); Vorstand (2006); Eldon August (2008-2016) und ab Juni 2016 Anton Sawatzky.
Im Dezember 2017 hatte die MBG Volendam 44 Glieder.
Alfred Neufeld,
MBG Concordia
Dieser Artikel wurde entnommen aus der November-Dezember Ausgabe der Zeitschrift Gemeinde unter dem Kreuz des Südens (GuKS) welche herausgegeben wird von der Vereinigung der Mennoniten Brüder Gemeinden Paraguays. HIER können sie die ganze Ausgabe lesen.